Die Abteilung für Völkerrecht und Internationale Beziehungen trauert um Ministerialrat Dr. Thomas Desch

25.05.2021

Thomas Desch war nach seinem Studium der Rechtswissenschaften von 1981 bis 1995 ein allseits geschätztes Mitglied unseres Institutes. Dabei zeichnete er sich sowohl als Wissenschafter wie auch als Lehrender in hervorragender Weise aus. Während seiner Tätigkeit als Universitätsassistent war er etwa wegbereitend dafür, dass internationale Moot Court-Wettbewerbe sich als fixes Lehrangebot an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien etablierten. Als Co-Betreuer des Wiener Teams am Telders Moot Court und danach am Jessup Moot Court (1986-1993) konnte er zahlreiche Studenten für das Völkerrecht begeistern, von denen viele dieses Fach später zu ihrem Beruf machten. Nach seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Universitätsassistent, die er für die Gerichtspraxis und eine Dienstzuteilung an das Völkerrechtsbüro des Außenministeriums unterbrach, wechselte er 1995 in das Landesverteidigungsministerium, wo er die Abteilung Fremdlegislative und Internationales Recht leitete. Damit konnte er sein umfangreiches Völkerrechtswissen wie auch sein besonderes berufliches Interesse für das Kriegs- und Humanitätsrecht in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellen. Daneben war er auch österreichischer Delegierter zur Internationalen Konferenz des Roten Kreuzes. Neben weiteren Teilnahmen an zahlreichen multilateralen Konferenzen ist insbesondere seine Mitgliedschaft in der österreichischen Delegation sowohl zum Vorbereitenden Ausschuss (Preparatory Committee) als auch zur Konferenz zur Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofes (1997-1998) zu nennen. Er war auch Mitglied der interministeriellen Arbeitsgruppe, die die Völkerstrafrechtsnovelle des StGB 2014 ausarbeitete. Thomas Desch war als Rechtsberater der österreichischen Delegation darüber hinaus eine der treibenden Kräfte in den Verhandlungen zum Zweiten Protokoll zur Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut in bewaffneten Konflikten (1954), das 1999 angenommen wurde. Er nahm an zahlreichen Treffen der UNESCO betreffend die Haager Konvention 1954 teil und war 2007 Vorsitzender des 7. Treffens der Vertragsparteien dieser Konvention. 2013 wurde er von der Republik Österreich als Richter für das Strafgericht für das ehemalige Jugoslawien nominiert. Er war auch entscheidend an der Entwicklung und Einrichtung des vom Verteidigungsministerium organisierten „Vienna Course on International Law for Military Legal Advisers“ beteiligt, den er von Beginn an leitete (2004). Dabei konnte Thomas Desch seine langjährige Erfahrung als Universitätslehrender und seine ausgezeichneten didaktischen Fähigkeiten wie auch seine umfassenden Kenntnisse der Praxis an die Teilnehmer/innen vermitteln.

Die Abteilung wird Thomas Desch nicht nur als ausgezeichneten Völkerrechtler, sondern vor allem als wunderbaren Menschen in Erinnerung behalten.