Die Abteilung für Völkerrecht trauert um ihren langjährigen Institutsvorstand em. o. Univ.-Prof. Dr. Karl Zemanek, der am 24. Februar 2025 verstorben ist. Prof. Zemanek war eine der Säulen der Wiener Schule des Völkerrechts, die zahlreiche Generationen geprägt hat.
Karl Zemanek wurde am 18. November 1929 in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien, in Oxford, Paris und Saarbrücken, bevor er an seiner Heimatuniversität 1952 promovierte. 1957 erhielt er für seine Habilitationsschrift über das Vertragsrecht internationaler Organisationen die venia legendi. Von 1964 bis 1996 wirkt er als ordentlicher Universitätsprofessor für Völkerrecht an der Universität Wien und auch als Emeritus war er viele Jahre im postgradualen LL.M.-Programm der Universität Wien tätig.
Neben seinen didaktischen Aufgaben übernahm er die Funktion des Rechtsberaters (jurisconsult) des Außenministeriums, die er von 1967 bis 2003 innehatte und in deren Rahmen er Österreich oft im Sechsten Komitee der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York vertrat. Darüber hinaus fungierte bei den Kodifikationskonferenzen über Staatennachfolge in Verträge und über das Vertragsrecht internationaler Organisationen 1977/78 sowie 1986 als Vorsitzender.
Prof. Zemanek war in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen tätig. Hervorzuheben ist seine Vorstands- und Ratstätigkeit im Rahmen der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht (heute Deutsche Gesellschaft für Internationales Recht), seine Mitgliedschaft im Institut de droit international und seine langjährige Tätigkeit in der International Law Association, in der er vor allem in den Komitees zu Staatennachfolge, zu Binnenstaaten und zum Völkergewohnheitsrecht wirkte. Darüber hinaus leitete er viele Jahre hindurch den österreichischen Zweigverein der ILA.
An der Haager Akademie für Internationales Recht hielt er 1966 eine Vorlesung zur Staatennachfolge im Rahmen der Dekolonisierung sowie 1997 den General Course über das Thema „The Legal Foundations of the International System.“
In seinen Lehrveranstaltungen zeichnete sich Prof. Zemanek durch die besondere Gabe aus, komplizierte Sachverhalte und Regelungen auf das Wesentliche zu reduzieren und die zugrundeliegenden Probleme verständlich zu erklären. Als jemand, der jahrzehntelang fest in der Praxis verankert war, konnte er auch die zum besseren Verständnis des Rechts notwendigen, aber oft nicht immer bekannten politischen Zusammenhänge darstellen. Dadurch trug er wesentlich zu einer höchst qualitätsvollen Ausbildung von Generationen von Völkerrechtlern und Völkerrechtlerinnen bei.
Sein wissenschaftliches Interesse, das immer Grundsätzlichem des Faches gegolten hat, war gepaart mit einem besonderen Sensorium für politische Realitäten. Das machte ihn auch für viele Mitglieder des Instituts/der Abteilung jahrelang zu einem wichtigen Ansprechpartner, der sich immer Zeit nahm völkerrechtliche Probleme zu diskutieren. Die Abteilung wird ihn vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.