19. Mai 1939 bis 9. Juli 2025
Peter Fischer, ein Pionier des Europarechts in Österreich, ist am 9. Juli völlig überraschend im 87. Lebensjahr in seinem Zweitwohnsitz in Niederösterreich verstorben. Bis zuletzt erfreute er sich bester Gesundheit, war voller Zuversicht und hatte viele Pläne. Unser tiefes Mitgefühlt gilt seiner Familie. Die Abteilung für Völkerrecht trauert um einen besonders liebenswürdigen, weitsichtigen und für sein Fach brennenden Universitätslehrer.
Peter Fischers Begeisterung und Engagement für Europa und für das eigenständige Fach Europarecht sind legendär. Im damaligen Institut für Völkerrecht gründete er in den 1980er Jahren die „Abteilung für Europarecht“ – lange vor der EU-Mitgliedschaft Österreichs. Er begann „Europarecht“ als „juristisches Wahlfach“ zu unterrichten und verstand es mit pädagogischem Geschick, die meisten Studierenden dazu zu bringen, genau dieses Fach zu wählen. Es wurde schließlich zum Pflichtfach. Dem neu gegründeten „Institut für Europarecht“ stand Peter Fischer von 1990 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2004 vor. Das Lehrbuch „Europarecht einschließlich des Rechts supranationaler Organisationen“, das er gemeinsam mit Heribert Franz Köck verfasste, erschien in vier Auflagen (1986, 1995, 1997, 2002).
Sein Interesse galt auch dem internationalen Investitionsrecht. Kurz nachdem 1966 das Inter-nationale Zentrum für Investitionsstreitigkeiten (ICSID) bei der Weltbank gegründet worden war, schrieb er mehrere Beiträge über das damals relativ neue Phänomen der internationalen Investor-Staat Schiedsgerichtsbarkeit. Seine Habilitation über „Die internationale Konzession“ (1974) und die von ihm herausgegebene „Collection of International Concessions and Related Instruments“ (21 Bände, 1976-1988) sind bedeutende Referenzwerke bis heute.
Er befasste sich auch intensiv mit der Rechtmäßigkeit der humanitären Intervention im Fall Kosovo, der Frage nach der Staatsqualität Taiwans sowie mit internationalen Rohstoffkartellen.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit lag ihm die Verbreitung des Europagedankens an die Jugend sehr am Herzen. Er organsierte Seminarreisen nach Brüssel, damit die Studierenden die europäischen Institutionen persönlich kennenlernen konnten. Nach der Einführung des Erasmus-Programms schloss er sich dem europäischen Universitätsnetzwerk „European Legal Practice Integrated Studies – ELPIS“ an und fungierte von 1993 bis 2004 als Erasmus-Koordinator.
Ab 1992 unterrichtete Peter Fischer die Fächer Völkerrecht und Europarecht auch an der Donau Universität Krems, und 2004 wurde er Vizerektor für Internationale Beziehungen an der Rechtswissenschaftlichen Hochschule zu Bratislava (heute Paneuropäische Hochschule). Seine großen Verdienste wurden mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1996) und mit dem Ehrendoktorat der Comenius-Universität Bratislava (2008) ausgezeichnet.
Peter Fischer war ein langes und produktives Leben gegönnt, das tiefe Spuren hinterlassen hat. Der Abschied von ihm verursacht große Trauer. Aber seine Leistungen und seine Persönlichkeit werden in den nachfolgenden Generationen noch lange weiterleben.